Florian Wellbrock und Christian Diener mit Weltcup-Siegen in Berlin

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Am zweiten Tag des FINA Swimming World Cups in Berlin hat sich auch Deutschlands Olympiasieger Florian Wellbrock in die Siegerliste eingetragen. Der 24-Jährige siegte über 1500m Freistil nach einer enormen Tempoverschärfung auf den letzten 300 Metern in 14:35,23 Minuten und wiederholte damit seinen Erfolg von 2019. Hinter Russlands Toptalent Kirill Martynychev (14:37,11) sicherte sich der ebenfalls erst 19-jährige Hannoveraner Sven Schwarz (14:45,83) Bronze.

„In Topform bin ich aktuell noch nicht. Trotzdem ist 14:35 tatsächlich einen Ticken schneller als gedacht, also bin ich mit dem Rennen und der Medaille recht zufrieden”, sagte Wellbrock, der in der Vorwoche noch beim Freiwasser-Europacup in Barcelona über 10km triumphiert hatte. Die Umstellung ins Wendenkarussell fiel aber nicht leicht. „Ich kenne den Wechsel von Freiwasser auf die 50-Meter-Bahn. Auf die 25-Meter-Bahn zu wechseln, ist trotzdem nochmal etwas komplett anderes. Man kriegt fast einen Drehwurm und einem wird ein bisschen schwindelig“, so Wellbrock.

Christian Diener will den Hattrick

Bereits seinen zweiten Sieg in der Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark (SSE) konnte Christian Diener feiern, der Potsdamer setzte sich über 50m Rücken in 23,29 Sekunden vor dem Berliner Ole Braunschweig (23,62) durch. Die beiden Deutschen profitierten dabei von der Disqualifikation für Zac Inserti (AUS), der zwar als Erster (23,15) angeschlagen hatte, aber auf der zweiten Bahn länger als die erlaubten 15 Meter getaucht war. „Das Glück war heute auf meiner Seite“, sagte Diener und kündigte an: „Nach zweimal Gold versuche ich morgen den Hattrick.“ Dann stehen zum Abschluss die 100m Rücken auf dem Plan.

Eine weitere Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) gewann Fabian Schwingenschlögl als Zweiter über 50m Brust (26,13), wie am Vortag über die 100m knapp hinter Arno Kamminga (NED/26,00 Sekunden). Außerdem kraulte Isabel Gose nach dem 400m-Sieg vom Freitag über die 200m Freistil in 1:55,57 Minuten zu Bronze. Hier siegte Staffel-Olympiasiegerin Madison Wilson (1:54,00). „Ich war erst zum vierten Mal im Wasser, ich bin sehr glücklich mit meinem Sieg“, sagte die Australierin. Nach gerade erst überstandener Corona-Infektion samt Krankenhaus-Aufenthalt mit vielen Checks hatte ihre Quarantäne erst am Tag vor der Abreise nach Berlin geendet.

Überraschungssieg für Holly Barrat

Für die beste Leistung des zweiten Berliner Weltcuptages sorgte Wilsons Landsfrau Holly Barratt. Über 50m Schmetterling bezwang die 33-Jährige in 24,77 Sekunden die beiden Sprint-Olympiasiegerinnen Emma McKeon (AUS/25,10) und Margaret Mac Neil (CAN/25,13) auf einen Streich. Eine ähnlich große Überraschung produzierte auch die Schwedin Louise Hansson über 100m Rücken. In 56,03 Sekunden ließ sie alle großen Namen wie Weltrekordhalterin Minna Atherton (AUS), 50m-Siegerin Kira Toussaint (NED) und auch die Olympiazweite Kylie Masse (CAN) hinter sich. „Berlin ist einfach einer der besten Pools weltweit, ich mag es sehr hier“, sagte Hansson, die hier 2014 schon EM-Gold gewonnen hatte.

Über 100m Brust stellte Anastasia Gorbenko (ISR) mit 1:04,44 Minuten nicht nur einen Landesrekord auf, sie besiegte damit auch Estlands 14-jähriges Wunderkind Eneli Jefimova (1:04,95/ebenfalls Landesrekord) sowie Olympiasiegerin Lydia Jacoby (USA/1:05,20). „Die Olympischen Spiele waren mein erster großer Sieg. Ich erwarte nicht, jedes Mal zu gewinnen. Jeder, der hier reinkommt, ist ein Talent“, sagte Jacoby. „Jetzt hier zu sein, als eine von der FINA geförderte Starathletin, ist etwas völlig anders als alles, was ich je erlebt habe.“

Auch bei den Männern gab es viele Höhepunkte. Australiens Sprinter Kyle Chalmers feierte über 100m Freistil in 45,73 Sekunden seinen zweiten Sieg an diesem Wochenende, ebenso Matthew Sates. Die 1:51,45 Minuten des 18-jährigen Südafrikaners über 200m Lagen bedeuteten sogar Junioren-Weltrekord. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin einfach rausgegangen, um mein Bestes zu geben und habe versucht, cool zu bleiben“, sagte Sates. „Für mich war dieser Weltcup bislang wahnsinnig toll. Daher freue ich mich riesig auf die ganze Serie. Es wird sehr lustig.“ Dass ihn manche Medien daheim jetzt schon zum künftigen Superstar hochreden wollen, weist er zurück. „Niemand kann mit Michael Phelps verglichen werden.“

Chad le Clos kämpft sich zurück an die Spitze

Seinen 146. Weltcup-Sieg feierte zudem Chad Le Clos, der erfolgreichste Athlet in der Historie dieses Wettbewerbs. Über 200m Schmetterling setzte sich der Südafrikaner in 1:50,32 Minuten knapp vor Tom Shields (USA/1:50,51) durch. „Es ist mein erster großer Sieg in diesem Jahr. Ich habe schon lange nicht mehr gewonnen, daher freue ich mich einfach, wieder an die Spitze zu kommen, wo ich sein sollte. Und ich komme auf jeden Fall wieder“, sagt Le Clos. Ihn hatte die Corona-Pandemie besonders ausgebremst, in Tokio hatte es daher nicht zu einer Olympiamedaille gereicht. „Man definiert den Charakter eines Mannes nicht dadurch, wie er den Sieg feiert, sondern wie er agiert, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Und ich stand das ganze Jahr über mit dem Rücken zur Wand. Wir werden nächstes Jahr sehen, wie ich das hinter mir gelassen habe.“ Seine Berliner Leistung ist also eine Kampfansage an die weltweite Konkurrenz.

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